Neujahrsempfang der Wirtschaft 2023
Mit einem „grünen Zwerg“ auf der Schulter ...
Unter dem Oberbegriff „Nachhaltigkeit“ stand der 14. Neujahrsempfang der Wirtschaft 2023 im Neckar-Odenwald-Kreis. Ausrichter des gemeinsamen Jahresstarts für Unternehmer, Wirtschaftsförderer und Repräsentanten aus Rathäusern, Behörden und Kammern waren das Unternehmerinnen-Forum Neckar-Odenwald-Kreis, der Unternehmerkreis Mosbach, die Wirtschaftsjunioren und die Handwerksjunioren. Veranstaltungsort waren zum wiederholten Mal die Räume der Sparkasse Neckartal-Odenwald in Mosbach.
„Ohne Nachhaltigkeit können Unternehmen nicht langfristig wachsen“ – so hatte Simone Mosca ihr Referat überschrieben. Im Vortrag wie auch in der folgenden Diskussion wurde deutlich, dass die Unternehmerin für das Thema brennt – und ihr Unternehmen damit nachdrücklich nach vorne bringt.
Auch in ihren Grußworten gingen Sparkassen-Vorstandsvorsitzender Michael Krähmer, Landrat Dr. Achim Brötel und Mosbachs Oberbürgermeister Julian Stipp auf die Anforderungen der Nachhaltigkeit in ihren Bereichen ein.
Sabine Philipp-Raquét, die Vorsitzende des Unternehmerinnen-Forums, unterstrich, dass Nachhaltigkeit, die zuerst als Modebegriff erschien, in der Wirtschaft zu einem festen Bestandteil und wichtigen Baustein des Wachstums geworden sei. Nachhaltigkeit müsse keinen Ärger und keine Ängste auslösen, sondern könne zu besserer Qualität von Produkten und Dienstleistungen führen, für die mehr Geld verlangt werden könne. Faire Wertschöpfungsketten, Recycling oder auch das Bekenntnis zur lokalen Produktion seien weitere wichtige Faktoren. „Tatsache ist“, schloss Philipp-Raquét, „dass es nicht bei einem Trend geblieben ist“. Nachhaltigkeit sei wichtig, um wettbewerbsfähig zu bleiben und Unternehmen attraktiv zu halten.
Simone Mosca, seit 2008 mit Timo Mosca und Alfred Kugler in der Unternehmensführung der weltweit tätigen Mosca GmbH mit Sitz in Waldbrunn, habe zunächst interne Prozesse überarbeitet und neugestaltet. In der Überzeugung, dass Nachhaltigkeit der richtige Weg für eine lebenswerte Zukunft sei, widme sie sich diesem Thema.
Das stellte die gelernte Industriekauffrau und Industriefachwirtin in ihrem Referat nachdrücklich unter Beweis. „Keine Angst, ich klebe mich hier nirgends fest und werfe nicht mit Suppe“, erklärte Simone Mosca zunächst. „Aber ich habe einen kleinen grünen Zwerg auf der Schulter sitzen“. Jeder in der Wirtschaft habe eine Verantwortung - den Beschäftigten, den Partnern, den Lieferanten und den Kunden gegenüber. Jeder einzelne könne sich auf seine Art auf den Weg machen.
Gerade als Unternehmen, das mit Kunststoff arbeite, stehe Mosca in der Pflicht. Es gehe darum, Materialien im Kreislauf zu halten, aber auch um Ersatzmaterialien. Ein kurzer Imagefilm machte deutlich, dass Mosca das Thema Nachhaltigkeit nicht nur bei den Kunststoff-Umreifungsbändern, sondern auch beim kundenindividuellen Maschinenbau verankert hat.
Mit weltweit 1200 Beschäftigten in 20 Ländern will das Unternehmen auf globaler Ebene verantwortlich agieren. Orientiert an den Nachhaltigkeitszielen der Vereinten Nationen habe man sich früh an einen Nachhaltigkeitsbericht gemacht und diesen jetzt online gestellt. Das war ein „Riesending“, so Simone Mosca. Fokussiert habe man sich auf wenige Hauptziele: Man wolle stets sozial und ökonomisch verantwortlich, innovativ, intelligent und transparent agieren. Aus jedem Bereich nannte sie Beispiele: So stellt Mosca seit Jahren gemeinsam mit der Johannes-Diakonie soziale Projekte für die Azubis auf die Beine. Ständig besser und effizienter produzieren zu wollen liege ohnehin im Maschinenbauer-Gen, schmunzelte die Unternehmerin.
Ganz ohne Verpackung werde es auch künftig nicht gehen. Dabei nachhaltig zu sein, dafür gebe es vielfältige Wege, erläuterte die Referentin ihrem aufmerksamen Publikum: Diese reichen von neuartigen Kunststoffen über intelligente Maschinen für sparsamen Folieneinsatz bis hin zu einer Verschweißtechnologie, die leise und ohne Dämpfe arbeitet. Auch gute Beratung, Wartungsarmut und Ferndiagnostik schlagen sich positiv nieder: „Das ist einfach nachhaltig, wenn wir keinen Service losschicken müssen.“ In vielen Fällen, so Simone Mosca, könnten die Dinge noch besser laufen, wenn alle Beteiligten sich an einen Tisch setzen würden. Schon jetzt kann Mosca 100 Prozent Recyclingware verarbeiten – wenn der Markt den Rohstoff hergibt.
In der Diskussionsrunde wurden Themen angesprochen wie die längeren Rotteprozesse bei stärkebasierten Bio-Kunststoffen. Genannt wurde aber auch die Problematik, Mitarbeiter zum Betrieb zu bringen, wo es an öffentlichen Verkehrsmitteln fehlt. Solche Fragen zu lösen koste Geld. „Das ist ein Invest, einer muss es zahlen“, bilanzierte Simone Mosca.
Und noch etwas stellte die Referentin heraus: Nachhaltigkeit im Betrieb geht nur, wenn sie im ganzen Unternehmen gelebt wird. Und man müsse bereit sein, einen Schritt zurückzutreten, gewohnte Prozesse auf den Prüfstand zu stellen und zu verändern. Das koste zwar Geld, aber am Ende könne es an anderer Stelle auch Geld sparen und das Unternehmen voranbringen. „Dass wir alle gemeinsam immer besser werden, darum geht es im Kern“, schloss Simone Mosca. Mit einem Dank an die Rednerin und die Sparkasse lud Sabine Philipp-Raquét abschließend zum gemütlichen Beisammensein und Erfahrungsaustausch ein.
Quelle Text: Sabine Braun; Bilder: Karin Besserer